Die Zukunft des Strommarktdesigns
26.10.2023
7 min
Strommarktdesign - was ist das
In Zeiten von Klimazielen und der Energiewende wird es immer entscheidender, wie wir unseren Strom erzeugen, verteilen und nutzen. Das Stromnetz spielt hierbei eine zentrale Rolle.
In diesem Beitrag möchten geben wir dir einen Einblick, wie das zukünftige Strommarktdesign aussehen könnte und welche Chancen sich dadurch für die Energiewende ergeben.
Aber bevor wir tiefer in das Thema eintauchen, hier eine kurze Erklärung, was das Strommarktdesign eigentlich ist.
Das Strommarktdesign umfasst die Regeln, Strukturen und Mechanismen, die den Strommarkt und die Energieversorgung eines Landes oder einer Region regeln. Es legt fest, wie Strom erzeugt, verteilt und gehandelt wird.
Traditionell basierte das Strommarktdesign auf zentralen Stromerzeugungseinheiten, die fossile Brennstoffe wie Kohle und Gas nutzen. In diesem Modell wird der Strom zentral erzeugt und über Hochspannungsleitungen zu den Verbrauchern transportiert. Die Preise werden oft von Angebot und Nachfrage auf dem Strommarkt bestimmt.
Die Herausforderungen des aktuellen Strommarktdesigns
Vor dem Blick in die Zukunft, ist es wichtig zu verstehen, welche Herausforderungen das aktuelle Strommarktdesign mit sich bringt. Unser traditionelles System basiert auf großen zentralisierten Kraftwerken, die fossile Brennstoffe wie Kohle oder Gas verbrennen. Dies führt zu erheblichen CO2-Emissionen und trägt maßgeblich zum Klimawandel bei. Zudem sind diese Kraftwerke oft weit entfernt von den Verbrauchszentren, was zu Übertragungsverlusten führt.
Ein weiteres Problem besteht darin, dass erneuerbare Energiequellen wie Sonne und Wind naturbedingten Schwankungen unterliegen. Dies erschwert eine stabilie Versorgung des Netzes und kann zu Engpässen führen.
Zusätzlich sind viele Verbraucherinnen und Verbraucher lediglich passive Abnehmer von Strom und haben wenig Einfluss auf den Markt.
Die Zukunft ist dezentral und flexibel
Angesichts der wachsenden Herausforderungen des Klimawandels und der Ressourcenknappheit muss das Strommarktdesign modernisiert werden.
Die Energiebranche steht dabei vor der Aufgabe, erneuerbare Energiequellen (Sonne, Wind, etc.) in die Stromerzeugung zu integrieren und die Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Gleichzeitig muss aber die Energieversorgung sicher und erschwinglich bleiben.
Die Zukunft des Strommarktdesigns liegt hierbei in der Dezentralität und Flexibilität.
Anstatt auf wenige große Kraftwerke zu setzen, werden immer mehr erneuerbare Energiequellen wie Photovoltaik- und Windanlagen in kleinem Maßstab installiert. Dadurch wird die Stromerzeugung diversifiziert und näher an den Verbrauchszentren platziert. Dies reduziert nicht nur Übertragungsverluste, sondern trägt auch zur regionalen Wertschöpfung bei.
Eine Herausforderung besteht in der Integration dieser erneuerbaren Energiequellen, da diese oft wetterabhängig und daher unvorhersehbar sind. Hier sind neue Lösungen zur Speicherung von Energie und zur Schaffung von Flexibilität im Netz erforderlich:
Speicherung
Hier werden Energiespeicher, wie Batterien und Pumpspeicherkraftwerke eine wichtige Rolle spielen, um überschüssige Energie zu speichern und bei Bedarf wieder freizugeben. Dies schafft eine bessere Integration von erneuerbaren Energien und eine stabilere Versorgung.
Dezentralität und Flexibilität
Die Möglichkeit, die Stromnachfrage zu steuern und die Erzeugung in Echtzeit anzupassen, ermöglicht es, Schwankungen im Angebot auszugleichen.
Ein wichtiger Aspekt ist dabei die Einbindung von Verbraucherinnen und Verbrauchern als aktive Teilnehmer am Strommarkt. Durch den Einsatz intelligenter Messsysteme und Smart-Grid-Technologien können sie ihren eigenen Strom erzeugen, speichern und bei Bedarf ins Netz einspeisen und zur Stabilität des Stromnetzes beitragen.
Diese dezentrale Energieerzeugung ermöglicht es den Verbrauchenden, ihre Kosten zu senken, einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten und gleichzeitig von möglichen Erlösen aus dem Verkauf überschüssiger Energie zu profitieren.
Rolle von Regierung und Politik beim Strommarktdesign
Die Politik spielt eine entscheidende Rolle bei der Schaffung der notwendigen rechtlichen und regulatorischen Rahmenbedingungen für das Strommarktdesign. Die Regierung sollte klare Ziele und Anreize für erneuerbare Energien setzen, um Investitionen in saubere Energiequellen zu fördern und Anreize für die Modernisierung des Stromnetzes schaffen, um die Integration erneuerbarer Energien zu erleichtern.
Damit das Strommarktdesign effektiv und zukunftsfähig ist, braucht es aber die Zusammenarbeit von Regierungen, Energieunternehmen, Verbrauchern und der Zivilgesellschaft.
Ein klimaneutrales Stromsystem
Bundesminister Habeck hat mit der Einrichtung der Plattform Klimaneutrales Stromsystem einen wichtigen Schritt in Richtung einer klimafreundlichen Stromversorgung getan. In enger Zusammenarbeit mit Vertretern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft soll diskutiert werden, wie der Strommarkt auf erneuerbare Energien ausgerichtet werden kann, um die Klimaziele zu erreichen.
Habeck unterstreicht die Notwendigkeit eines europäischen Ansatzes und betont die Widerstandsfähigkeit des Strommarkts während der jüngsten Krisen. Die aktuelle Debatte konzentriert sich auf die Gewährleistung erschwinglicher Strompreise, Investitionsanreize für erneuerbare Energien und die Flexibilisierung des Systems. Diese Diskussion wird in vier thematischen Arbeitsgruppen geführt, die sich auf Investitionen in erneuerbare Energien, steuerbare Kapazitäten, die Flexibilisierung der Stromnachfrage und netzdienliche Marktsignale konzentrieren. Die Plattform wird die aktuellen europäischen Reformvorschläge für den Strombinnenmarkt berücksichtigen.
Die zukünftige Stromversorgung muss sicher, nachhaltig und bezahlbar sein. Wind und Sonne sollen die Hauptquellen für Elektrizität sein, und der Anteil erneuerbarer Energien soll bis 2030 auf 80 % der Stromversorgung ansteigen.
Ein langlebiges Marktdesign für Deutschland
Auch die Bereiche Finanzierung erneuerbarer Energien, Versorgungssicherheit, netzdienliche Flexibilität und die deutsche Preiszone müssen für ein zukunftssicheres Strommarktdesign berücksichtigt und Vorschläge zur Weiterentwicklung des Marktdesigns gemacht werden.
Laut BDEW ist das bestehende Marktdesign zwar stabil, reicht aber nicht aus, um die Ziele für erneuerbare Energien, Bezahlbarkeit und Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Um den Umbau der Energieversorgung bis 2030 zu bewältigen, spricht sich der BDEW für einen zentralen Kapazitätsmarkt aus. Dieser Markt soll offen für klimaverträgliche konventionelle Erzeugungsanlagen, erneuerbare Energien, Lastflexibilität und Speicher sein.
Eine wichtige Komponente ist dabei die schrittweise Integration erneuerbarer Energien in den Markt durch langfristige Stromlieferverträge, sogenannte Power Purchase Agreements (PPAs). Diese Verträge unterstützen den Ausbau erneuerbarer Energien, erzwingen ihn aber nicht.
Da wie oben beschrieben Flexibilität in der Stromversorgung von großer Bedeutung ist, sollte laut BDEW außerdem die Bereitschaft zur flexiblen Nutzung von Strom belohnt werden.
Im Hinblick auf die Flexibilität spricht sich der BDEW auch für die Beibehaltung der deutschen Preiszone aus, da diese zu einem liquiden Strommarkt beiträgt. Die Teilung der Preiszone könnte zu höheren Kosten und weniger Flexibilität führen.
Fazit
Die Zukunft des deutschen Strommarkts ist eng mit der Energiewende verbunden und ein Umbau des Stromsystems ist notwendig, um die Klimaziele zu erreichen. Die kommenden Jahre müssen tiefgreifende Veränderungen im Strommarkt bringen, um die Herausforderungen des Klimawandels zu bewältigen. Stichworte sind hier Innovation und Nachhaltigkeit: Der Übergang zu einer grünen Energieversorgung erfordert Investitionen in erneuerbare Energien, Speicherlösungen und intelligente Technologien.
Gleichzeitig müssen die Interessen der Verbraucher berücksichtigt werden, um eine gerechte und bezahlbare Energieversorgung sicherzustellen. Es ist an der Zeit, die Weichen für eine nachhaltige und klimafreundliche Energiezukunft zu stellen, in der saubere Energiequellen im Mittelpunkt stehen und die Energieversorgung sicher und bezahlbar bleibt.