Neue Energieeffizienzklassen
5.7.2022
5 min
Das Energielabel
Energieeffizienzklassen - zu diesem Zungenbrecher gehört das Label an Kühlschrank, Fernseher oder Waschmaschine. Genau, das mit den farbigen Balken von A+++ bis D.
Seit März 2021 sind die alten Labels aber passé und die neuen Label kamen mit einigen wichtigen Änderungen.
Wie diese aussehen und warum es überhaupt eine “Neuauflage” gibt, erfährst du in diesem Artikel.
Energieeffizienzklassen - was ist das überhaupt?
Wie der Name schon vermuten lässt, kennzeichnen die Energieeffizienzklassen den Energieverbrauch unterschiedlicher Produkte. Das EU-Energielabel ermöglicht dir also beim Kauf (etwa eines neuen Kühlschranks) einen einfachen Vergleich des Energieverbrauchs bei unterschiedlichen Modellen.
Das Energielabel wurde 1995 von der EU-Kommission eingeführt, mit den Klassen A bis G. Damals entsprach das noch den damaligen Energiestandards, aber unsere Geräte werden ja laufend stromsparender - irgendwann reichte dann Klasse A als oberste Einstufung nicht mehr aus.
Deshalb wurden für das Energie Label die neuen Klassen A+ bis A+++ hinzugefügt - die Klassen E bis G fielen im Gegenzug weg, weil sie nicht mehr relevant waren.
Was änderte sich 2021 an den Energie Labels?
Statt der bis jetzt üblichen Bezeichnungen A+++, A++, A+, A, B, C und D gab es ab 01.03.2021 wieder die “alte” Einstufung in A, B, C, D, E, F und G.
Das soll mehr Transparenz in das System bringen, denn die ganzen Pluszeichen hinter der A-Klasse waren mittlerweile doch etwas verwirrend.
Seit einigen Jahren sind die meisten Geräte außerdem so stromsparend, dass sie nur noch als A+++ eingestuft werden. Damit ist das Energielabel überholt und nicht mehr aussagekräftig genug.
Ist also jetzt A das neue A+++?
Nein, natürlich nicht. Das wäre dann doch zu einfach. 😜
Außerdem würde das nichts an der Einstufungsproblematik ändern: es gäbe immer noch eine riesige Gruppe an Geräten, die alle dieselbe Energieeffizienzklasse hätten.
Die neue Einstufung soll aber die momentanen Standards wieder besser und differenzierter abbilden. Deshalb wurden zur Festlegung der einzelnen Klassen neue Methoden bei der Messung des Energieverbrauchs angewendet, um eine angepasste und auch feinstufigere Abgrenzung vorzunehmen und gleichzeitig Raum für Entwicklung zu lassen.
Was genau bedeutet das?
Eines vorneweg: Ein “A” bekommt erst mal keiner.
Die neue A-Klasse bleibt vorläufig leer, denn: sie steht für den anzustrebenden Maßstab, den künftig entwickelte Geräte erfüllen sollen. Momentan besitzt keines unserer Geräte diesen Standard. Erst wenn Hersteller demnächst besonders effiziente Geräte auf den Markt bringen, werden diese als “A” eingestuft.
Die alten Klassen A+++ bis D wurden ab März in B bis G neu eingestuft. Das funktionierte aber nicht 1:1. Beispielsweise wurde ein Gefrierschrank A+++ nicht automatisch zu einem Gefrierschrank Energieeffizienzklasse B, sondern rutschte - je nach seinen Energiewerten - auch in die neue C- oder D-Klasse.
Wichtig bei der Einstufung ist der Energieeffizienzindex (EEI)
Der EEI ist ein standardisierter Wert für die einzelnen Energieeffizienzklassen. Er setzt sich aus einer ganzen Reihe von unterschiedlichen Parametern zusammen. Bei einem Geschirrspüler fließen zum Beispiel unter anderem der Energieverbrauch für den Standard-Spülgang, die Programmdauer, aber auch die Breite des Geschirrspülers mit in die Berechnungen des EEI mit ein. Bei jedem Gerät gibt es dabei natürlich gerätespezifische Parameter, die beachtet werden müssen. Das ganze System ist ziemlich komplex. Es gilt aber: je kleiner der EEI, desto energieeffizienter das Gerät.
Für jede Energieeffizienzklasse gibt es nun für jedes Gerät einen festgelegten EEI. Wenn neue Geräte ihr Label bekommen, werden sie also anhand dieses - von der EU vorgegebenen - Standardwertes gemessen und entsprechend eingestuft.
Nehmen wir doch mal den Geschirrspüler als Beispiel.
Sagen wir, er hat einen EEI von 49. Für eine Einstufung als A+++ Gerät war bis März 21 ein EEI von <50 nötig. Passt also.
Und jetzt? Da gehört er in die neue D-Klasse, für die ein EEI von 44 bis 50 angesetzt ist.
Die wichtigste Frage: direkt alle Geräte neu kaufen?
Ja! Du solltest dich gleich komplett neu ausstatten 😜
Aber im Ernst: es klingt zwar erst mal nicht schön, dass plötzlich all deine A++ und A+++ Geräte “nur noch” C oder D Geräte sind. Aber ihr Energieverbrauch ändert sich dadurch ja nicht und dein Geschirrspüler ist immer noch ein sparsames Gerät. Sogar, ob Energieeffizienzklasse f gut oder schlecht ist, kommt momentan auf das jeweilige Gerät an. Die neuen Einstufungen haben einfach höhere Anforderungen und es soll ja wie gesagt absichtlich auch Luft nach oben geben. Schließlich soll das Label nicht jährlich neu angepasst werden.
Und sonst so labelmäßig?
Zusatzinfos dank QR-Code
Neu ist auch der QR-Code rechts oben auf dem Label. Über ihn kannst du seit März auf die European Product Registry for Energy Labelling (also europäische Produktdatenbank), kurz Produktdatenbank “EPREL” zugreifen. Hier hinterlegen Hersteller Datenblätter mit Informationen zu allen Geräten, die das neue Energielabel benötigen.
Energieverbrauch
Der Energieverbrauch des Produktes wurde auf dem Label bis jetzt als durchschnittlicher Verbrauch pro Jahr angezeigt. Der Jahresverbrauch variiert aber natürlich von Haushalt zu Haushalt stark - zum Beispiel läuft in einem 5-Personen-Haushalt die Waschmaschine deutlich häufiger als in einem Single-Haushalt. Auf dem neuen Label wird der Verbrauch nun pro Betriebsstunde / Nutzungszyklus dargestellt. Damit kann der Kunde den tatsächliche Verbrauch viel besser und einfacher nachvollziehen.
Produkteigenschaften
Für dich als Verbraucher interessante Produkteigenschaften wie Wasserverbrauch, Helligkeit, Geräuschemission oder Speicherkapazität findest du weiterhin wie gehabt mit auf dem Label.
Alle neu macht der...März?
Eingeführt wurde das neue Label wie gesagt im März 21. Allerdings nicht direkt für alle Produktgruppen, die Einführung erfolgte schrittweise.
- Im März machten Waschmaschinen und Waschtrockner, Spülmaschinen, Kühl- und Gefriergeräte, Fernseher und Monitore den Anfang.
- Im September 2021 zogen dann die Lampen nach - hier müssen alte und neue Label dann übrigens anderthalb Jahre parallel gezeigt werden.
- Alle anderen kennzeichnungspflichtigen Elektrogeräte werden wahrscheinlich erst ab 2024 neu gelabelt und bei Heizungen ändert sich das Label erst ab 2026.
Sind die neuen Labels denn jetzt besser?
Kurz gesagt, ja, wie oben beschrieben gibt es einiges an Verbesserungen.
- Durch die höheren Anforderungen bei der Klassifizierung befinden sich nicht mehr 90 % der Geräte in den Bestklassen.
- Die feinere Abstufungen erlaubt eine genauere und schnellere Einschätzung des Energieverbrauchs.
- Die veränderten Prüfverfahren für die einzelnen Geräteklassen kommt echten Nutzungsbedingungen im Haushalt jetzt viel näher.
- Die einheitliche Kennzeichnung des Stromverbrauchs macht es viel einfacher, den eigenen Stromverbrauch zu ermitteln.
Mit den neuen Labels wird es also um einiges einfacher, deinen Alltag (noch) energieeffizienter zu gestalten - stromee approves! 😉
Quellen:
https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Publikationen/Energie/das-neue-energielabel.html