Energiewende in Deutschland - Zahlen, Daten, Fakten
3.3.2023
8 min
Hin zu erneuerbarer Energie
Die Energiewende ist im vollen Gange. Aber wie genau sieht eigentlich die Verteilung der Anteile grüner Energie, wie verteilt sie sich auf einzelne Sektoren und wie weit ist die Energiewende bereits vorangeschritten? Und welche Auswirkungen hatte dies auf die Entwicklung der Treibhausgasemissionen?
Wir haben hier für dich ein paar Interessante Zahlen und Fakten zusammengetragen.
Die Energiewende im Überblick
Was genau ist eigentlich die Energiewende?
Der Begriff "Energiewende" wurde Anfang der 1980er Jahre zum ersten Mal verwendet und beschreibt den Übergang von fossilen zu regenerativen Energiequellen - eine Strategie der deutschen Regierung zur Förderung der nachhaltigen, erneuerbaren Energieerzeugung und des effizienten Energieverbrauchs. Sie beinhaltet den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen wie Kohle und Erdöl sowie die Verringerung des Anteils von Atomkraft an der Stromerzeugung.
Ziele der Energiewende
- Reduzierung des Verbrauchs fossiler und atomarer Energiequellen
- Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energien am gesamten Primärenergieverbrauch in Deutschland auf mindestens 65 % bis 2030
- Erreichung einer nahezu klimaneutralen Wirtschaft bis 2050
- Förderung einer effizienten, nachhaltigen und sicheren Stromerzeugung
- Entwicklung von Technologien zur Speicherung und Nutzung erneuerbarer Energien
Maßnahmen zur Energiewende
- Erhöhung der Energieeffizienz: Der Einsatz von energieeffizienteren Technologien und die Steigerung der Effizienz bestehender Systeme kann helfen, den Verbrauch fossiler Brennstoffe zu senken und gleichzeitig die Kosten für die Stromversorgung zu reduzieren.
- Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energien: Die Förderung von Wind-, Solarenergie- und Biomasseanlagen kann dazu beitragen, den Anteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung zu erhöhen und den Ausstoß von Treibhausgasen zu senken.
- Elektrifizierung des Verkehrssystems: Der Wechsel von fossilen Brennstoffen auf elektrische Antriebe kann dazu beitragen, die Abhängigkeit vom Öl und anderen fossilen Brennstoffen im Transportsektor zu reduzieren.
- Netzintegration erneuerbarer Energien: Die Integration erneuerbarer Energien in das bestehende Stromnetz kann den Ausstoß von Treibhausgasen weiter senken und die Energieversorgung sicherer machen.
- Investitionen in Infrastrukturprojekte: Die Förderung von Projekten zur Verbesserung der Energieinfrastruktur, wie zum Beispiel neue Übertragungs- oder Speichertechnologien, kann helfen, die Kosten für die Erzeugung erneuerbarer Energien zu senken und eine nachhaltigere Zukunft zu ermöglichen.
Zahlen und Fakten zur Energiewende
So hoch war der Anteil grüner Energie in Deutschland 2021
Laut Umweltbundesamt lag der Anteil der erneuerbaren Energien am gesamten Energieverbrauch in Deutschland im Jahr 2021 bei 19,7 Prozent. Bereits ein Jahr zuvor hatte Deutschland mit einem Anteil von 19,3 Prozent das Ziel der EU-Richtlinie zur Förderung erneuerbarer Energien aus dem Jahr 2009 von 18 Prozent übertroffen.
Um die neuen Klimaziele zu erreichen und bis 2050 klimaneutral zu sein, ist in den kommenden Jahren ein deutlich schnelleres Wachstum der erneuerbaren Energien notwendig.
Insgesamt wurden in Deutschland 2021 knapp 500 Milliarden kWh Energie aus erneuerbaren Quellen genutzt. Die Verteilung auf die einzelnen Sektoren sieht dabei wie folgt aus:
Anteil an genutzter Energie | Sektor |
---|---|
50 % | Stromerzeugung |
43 % | Wärmeerzeugung |
7 % | Verkehrssektor (Biogene Kraftstoffe) |
Die unterschiedlichen Energiequellen sind dabei zu diesen Anteilen an der Bereitstellung erneuerbarer Endenergie beteiligt:
Anteil Bereitstellung erneuerbarer Energie | Energiequelle |
---|---|
55 % | Biomasse (Festbrennstoffen zum Heizen, Biokraftstoffen im Verkehr oder Biogas zur Stromerzeugung) |
24 % | Windenergie |
13 % | Solarenergie (Photovoltaik- und Solarthermieanlagen) |
04 % | Wasserkraft |
04 % | Geothermie |
Der Anteil erneuerbarer Energie ist in den letzten Jahren gewachsen. Allerdings bestehen hier große Unterschiede zwischen den einzelnen Sektoren:
Beim Bruttostromverbrauch hat sich der Anteil in den letzten 10 Jahren mehr als verdoppelt (Stand 2021 bei 41 %). In den Sektoren Wärme (16,2 %) und Verkehr (6,8 %) steigt der Anteil hingegen nur langsam.
Die erneuerbaren Energien im Überblick
Energiequelle | Ertrag 2021 | Ertrag 2020 | Ertrag 5 Jahre zuvor | Wachstum |
---|---|---|---|---|
Wind | 114,6 Mrd. kWh | 132,1 Mrd. kWh | 79,9 Mrd. kWh | + 43 % |
Solar | 49,3 Mrd. kWh | 49,5 Mrd. kWh | 37,6 Mrd. kWh | + 31 % |
Biomasse | 50,0 Mrd. kWh | 50,9 Mrd. kWh | ca. 50 Mrd. kWh | - 2 % |
Wasserkraft | 19,7 Mrd. kWh | 18,7 Mrd. kWh | ca. 20 Mrd. kWh | - 1,5 % |
Geothermie | 0,2 Mrd. kWh | 0,19 Mrd. kWh | ca. 0,15 Mrd. kWh | + 33 % |
Wind
Die Windenergie leistet den größten Beitrag zur Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien und verzeichnet in den vergangenen fünf Jahren mit 43 Prozent den größten Anstieg bei der Stromerzeugung.
Die installierte Leistung der Windenergie an Land und auf See stieg dabei 2021 im Vergleich zu 2020 um 1.632 MW. Um die Energie- und Klimaziele der Bundesregierung zu erreichen, ist jedoch ein deutlich beschleunigter Ausbau der Windenergieleistung notwendig.
Dass ein höheres Ausbautempo möglich ist, zeigt das bisherige Rekordjahr 2017, in dem mit 4.891 MW rund dreimal so viel Leistung zugebaut wurde.
Photovoltaik
2020 und 2021 wurden viele neue Anlagen installiert, durch sonnenarme Witterung konnte aber dennoch nur das Vorjahresniveau erreicht werden.Vergleichen mit 2016 beträgt der Zuwachs der erzeugten Strommenge 31 Prozent.
Der Zubau neuer PV-Kapazitäten steigt seit einigen Jahren wieder kontinuierlich an, nachdem er zwischen 2012 und 2013 stark eingebrochen war.
Innerhalb der letzten 5 Jahren ist zudem die insgesamt installierte PV-Leistung von rund 40.700 MW (2016) um 46 Prozent auf rund 59.400 MW (2021) gestiegen.
Biomasse
Für die Stromerzeugung aus Biomasse sind vor allem Biogas (28,2 Mrd. kWh), feste Biomasse (10,9 Mrd. kWh) und der biogene Anteil des Abfalls (5,8 Mrd. kWh) maßgeblich. Insgesamt ist die Stromerzeugung aus Biomasse in den letzten 5 Jahren in etwa konstant geblieben.
Die installierte Leistung zur Stromerzeugung aus Biomasse ist 2021 um rund ein Prozent (auf 10.478 MW) gestiegen. Damit beträgt der Zuwachs der installierten Leistung in den letzten 5 Jahren gut 20 Prozent.
Der Zubau von Biomasseanlagen in den letzten Jahren diente allerdings vor allem der Flexibilisierung der Stromerzeugung. Das bedeutet, dass der „Zubau“ die jährlich erzeugte Strommenge zwar nicht erhöht hat, dafür aber dafür sorgt, dass erneuerbarer Strom bedarfsgerechter und flexibler bereitgestellt werden kann (z.B. in Zeiten geringer Wind- und PV-Stromerzeugung).
Wasserkraft
Aufgrund höherer Niederschläge ist die Stromerzeugung durch Wasserkraft 2021 angestiegen. Die Jahreseinspeisung liegt witterungsbedingt seit vielen Jahren aber relativ konstant bei rund 20 Mrd. kWh.
Das Ausbaupotenzial der Wasserkraft ist weitgehend ausgeschöpft, daher verändert sich die installierte Leistung der Wasserkraft seit einigen Jahren kaum. Ende 2021 betrug die Gesamtleistung 5.489 MW.
Geothermie
Die Stromerzeugung aus Geothermie steigt an, trägt aber weiterhin nur rund 0,1 Prozent zur erneuerbaren Stromerzeugung insgesamt bei.
Steigt oder sinkt die Stromerzeugung aus Erneuerbaren?
2020 lag der Anteil der erneuerbaren Energien im Stromsektor (Bruttostromverbrauch) bei 45,3 Prozent, bevor er 2021 auf 41 Prozent abgesunken ist. Insgesamt lag der Anteil 2021 damit rund 7 Prozent niedriger, die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien sank damit stärker als je zuvor und fiel erneut hinter die Stromerzeugung aus fossilen Energieträgern zurück.
Gründe für diese rückläufige Entwicklung sind vor allem die sehr ungünstigen Witterungsbedingungen 2021. Geringere Sonnneneinstrahlung konnte durch den hohen Zubau neuer Photovoltaikanlagen kompensiert werden. Aber die Windflaute wirkte sich - auch aufgrund des geringen Zubaus neuer Windenergieanlagen - deutlich negativ aus.
Vermeidung von Treibhausgasen durch erneuerbare Energien
Durch die zunehmende Nutzung von erneuerbaren Energien, werden fossile Energieträger nach und nach verdrängt. Das führt unter anderem zu einer zunehmenden Vermeidung klimaschädlicher Treibhausgase.
Im Jahr 2021 wurden durch erneuerbare Energien Treibhausgasemissionen in Höhe von rund 217 Millionen (Mio.) Tonnen CO₂-Äquivalenten vermieden.
Mal etwas bildlicher gesprochen: das ist das Gewicht von mehr als 1 Million Blauwale (ca. 1.085.000 bei einem Gewicht von 200 Tonnen pro Wal) oder von 21.700 Eifeltürmen.
Die Stromerzeugung aus Erneuerbaren machte dabei mit ca. 76 Prozent der Gesamtmenge (=165 Mio. Tonnen) den größten Anteil an den vermiedenen Emissionen aus.
Im Wärmesektor wurden Treibhausgase in Höhe von ca. 19 Prozent (42 Mio. Tonnen) CO2-Äquivalenten vermieden.
Beim Verkehrssektor waren es durch Biokraftstoffe knapp 5 Prozent (rund 10 Mio. Tonnen) vermiedene Emissionen.
In den letzten 10 Jahren ist die Menge der vermiedenen Treibhausgasemissionen um mehr als zwei Drittel gestiegen. Treiber dieser Entwicklung ist vor allem die Stromerzeugung: Seit 2011 ist der Vermeidungsbeitrag hier um rund 84 Prozent gestiegen.
Laut Umweltbundesamt ersetzen die erneuerbaren Energien vor allem Steinkohle und Erdgas beim deutschen Energiemix, sparen vorrangig Heizöl in der Wärmeversorgung und ersetzen Diesel und Benzin im Verkehrssektor.
Wenn auch du Teil der Energiewende sein möchtest, dann fang doch direkt heute damit an. In unserem Blog findest du jede Menge Tipps für mehr Nachhaltigkeit in deinem Alltag oder zum Energiesparen.
Quellen: Umweltbundesamt